HERAKLES

Herakles: übersetzung

Herkules (römisch)

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He|ra|k|les (griech. Mythol.):
Halbgott u. Held.

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Herakles,
 
griechisch Herakles, lateinisch Hẹrcules, Hẹrkules, griechischer Mythos: Sohn des Zeus und der Alkmene, aus dem Stamm des Perseussohnes Alkaios, daher auch Perseịdes, Alkeịdes (Alkide, Alcide) genannt. Sein Name hängt vermutlich mit Hera (»der durch Hera berühmte«) zusammen, wenn diese in den überlieferten Mythen auch als seine Gegenspielerin erscheint. So verzögerte sie aus Eifersucht gegen Alkmene Herakles' Geburt, um den schwächlichen Sohn des Sthenelos, Eurystheus, zum Herrscher über alle Argiver werden zu lassen und Herakles damit in dessen Dienst zu zwingen. Sie schickte dem Neugeborenen Schlangen in die Wiege (die dieser sofort erwürgte) und schlug den erwachsenen Herakles mit Wahnsinn, sodass er seine Söhne aus der Ehe mit Megara tötete.
 
Herakles' »Arbeiten« (Athloi oder Erga) im Dienst des Eurystheus sind auf zwölf (Dodekathlos) festgelegt worden: Herakles überwindet den Nemeischen Löwen, tötet die Lernäische Schlange (die Hydra), fängt die Kerynithische Hirschkuh und den Erymanthischen Eber (den er in ein Schneefeld treibt und zu Tode hetzt), reinigt die Ställe des Augias, verscheucht und tötet die Stymphalischen Vögel, fängt den Kretischen Stier, bringt die Menschen fressenden Rosse des Diomedes zu Eurystheus, holt für dessen Tochter Admete den Gürtel der Hippolyte, bezwingt die Rinder des Geryon, erwirbt die goldenen Äpfel der Hesperiden und führt den Höllenhund Kerberos aus der Unterwelt herauf.Über die klassische Zwölfzahl hinaus stehen neben den »Athloi« oder »Erga« die »Parerga«, u. a. der Kentaurenkampf, der Ringkampf mit Antaios und der mit Triton, die Errichtung der Heraklessäulen, die Kämpfe mit dem Aressohn Kyknos, mit Cacus, mit Busiris, die Befreiung des Theseus und des Prometheus. Außerdem soll Herakles mit Hades um die Rückführung der Alkestis aus der Unterwelt gekämpft und ihn dabei verwundet haben. Auch in die Sagen um Troja und die Argonauten wurde Herakles einbezogen. Die »Praxeis« zeigen Herakles als Fürsten und Eroberer. Herakles endete auf einem Scheiterhaufen auf dem Berg Öta, wo er verbrannte, als er das fleischzerfressende Gewand des Kentauren Nessos, das seine Gattin Deianeira ihm als vermeintlichen Liebeszauber geschickt hatte, anlegte. Dem Philoktet, der ihm bei seiner Selbstverbrennung beistand, schenkte Herakles seinen berühmten Bogen. Aus den Flammen wurde er zu den Göttern entrückt. Nach einigen Darstellungen führte Athene (auch sonst Helferin bei Herakles' »Arbeiten«) ihn in den Olymp ein, wo er mit Hebe vermählt wurde. Er erlangte Unsterblichkeit, ewige Jugend und Versöhnung mit Hera. Nach Pindar wurde ihm die Unsterblichkeit als Lohn besonders für die Unterstützung der olympischen Götter im Kampf gegen die Giganten zuteil.
 
Eine geschlossene antike Überlieferung zum Herakles-Mythos fehlt. Fragmentarisch erhalten ist ein Epos »Der Schild des Herakles« unter dem Namen des Hesiod (wahrscheinlich fäschlicherweise). Viele Mythen des gesamtgriechischen Nationalheros scheinen in der Argolis entstanden zu sein, auf andere Gegenden weisen der schon von der archaischen Kunst dargestellte Kampf des Herakles mit Apollon um den Dreifuß, d. h. um Delphi (in dessen Folge Herakles in den Dienst der lydischen Königin Omphale treten muss), Herakles' Beziehungen zu Eleusis (wo er zu den ersten fremden Eingeweihten in die Eleusinischen Mysterien gehört haben soll) und seine Selbstverbrennung auf dem Berg Öta (wo er eine Kultstätte hatte). Im Kult des Herakles verfließen die Grenzen zwischen Heros und Gott. Große Verehrung genoss er in Attika, auf den Inseln und an den Küsten des Ägäischen Meeres. Er wurde als Siegesheld (Herakles Kallinikos) und zur Abwehr von Übel (Herakles Alexikakos) sowie als Heil- und Orakelgott und allgemein als Retter in Nöten (Soter) angerufen. Daneben wurde er zum Schützer der Jugend sowie zum Schutzherrn von Gymnasien und Palästren (Herakles Enagonios).
 
Obwohl Herakles nicht dorischen Ursprungs war, erhoben ihn gerade die Dorer zu ihrem Haupthelden, der ihnen durch seine Söhne (Herakliden) ihre Ansprüche auf die Peloponnes (außer Arkadien) sicherte: Bei ihren Koloniegründungen waltete er als »Ktistes« (griechisch »Gründer«); viele Städte wurden nach ihm benannt. In Mittelitalien war er seit dem 6. Jahrhundert v. Chr. bekannt. Die Römer errichteten ihm 312 v. Chr. als »Hercules« einen Staatskult (ältestes Heiligtum: die Ara Maxima am Forum Boarium).
 
Die Ambivalenz der Heraklesgestalt zeigt sich in der (von dem Sophisten Prodikos erstmals überlieferten) Parabel von Herakles am Scheideweg: vor die Wahl gestellt, sich für ein leichtes Leben des Genusses oder ein mühevolles Leben der Tugend zu entscheiden, wählt Herakles den Weg der Tugend.
 
Als Attribute wurden Herakles Keule, Löwenfell, Bogen und Köcher, auch das Füllhorn beigegeben. Seit archaischer Zeit finden sich heldenhafte und frevler. Herakles-Taten u. a. zugehörige Motive in der attischen Vasenmalerei: auf zwei schwarzfigurigen Amphoren z. B. der Kampf mit Nessos (um 680, New York, Metropolitan Museum; um 600, Athen, Archäologisches Nationalmuseum), auf zwei rotfigurigen Herakles mit dem geraubten delphischen Dreifuß (Phintias, um 520-510, Tarquinia, Museo Nazionale; Berliner Maler, um 500, Würzburg, Martin-von-Wagner-Museum der Universität), auf einer Amphora des Andokidesmalers Herakles im Olymp mit Athene (um 510; München, Antikenmuseum), auf einer Schale des Duris labt Athene Herakles unter einem Olivenbaum (480/470; München, Antikensammlung). Auch die Bildhauerkunst thematisiert seit archaischer Zeit die Geschichte des Heros: der Ostgiebel des Schatzhauses der Siphnier in Delphi (530-525) die Rückgabe des Dreifußes an Apoll, eine Metope des Tempels C von Selinunt Herakles' Kampf gegen die Kerkopen (6. Jahrhundert v. Chr.; Palermo, Museo Nazionale Archeologico), den Dodekathlos die Metopen vom Zeustempel in Olympia und des Hephaisteion in Athen (5. Jahrhundert v. Chr.). Vollplastische Herakles-Darstellungen schufen Myron, Polyklet, Skopas und Lypsipp, dessen »ausruhenden Herakles« die Kolossalstatue des »Hercules Farnese« (eine antike Kopie des 4. Jahrhunderts v. Chr.; Neapel, Museo Archeologico Nazionale) und eine römische Bronzestatuette (Paris, Louvre) wiedergibt. Weit verbreitet waren Herakles-Statuetten in der italischen Kunst der Gebirgsregionen. Auf einem apulischen Volutenkrater mit Theatermotiven zeigt der Pronomosmaler einen Schauspieler mit Herakles-Maske (Neapel, ebenda). Von den Römern wurde der Sagenkreis auf Mosaiken, Wandbildern und Sarkophagen übernommen. Dem Mittelalter wurde Herakles zum Tugendhelden parallel zum biblischen Simson. Auch in der Neuzeit entstanden Herakles-Plastiken (P. Vischer der Ältere, Michelangelo, A. de Vries, B. Permoser) sowie -Gemälde und -Wandbilder (Piero della Francesca, A. Carracci, der die Fabel von Herakles am Scheideweg aufgriff; L. Cranach der Ältere, A. Dürer, P. P. Rubens, A. van Dyck; N. Dell'Abbate, G. Vasari, S. Ricci, G. Reni, P. Veronese).
 
Literarische Behandlung:
 
Schon 1417 hatte E. de Villenas in dem Roman »Los trabajos de Heracles« versucht, die zwölf Taten moralisch auszulegen, ähnlich G. Cincio in der epischen Dichtung »Ercole« (1557). Als Opernstoff war v. a. die allegorische Darstellung von Herakles am Scheidewege (J. A. Hasse, 1760, Text von P. Metastasio; Anton Schweitzer, 1773, Text von C. M. Wieland) beliebt, auch J. S. Bach nutzte ihn für eine weltliche Kantate. Ferner wurden die Liebe zu Omphale (G. P. Telemann, 1724), der Kampf mit den Amazonen (J. P. Krieger, 1694, Text von F. C. Bressand), seine Erhebung zu den Göttern und die Hochzeit mit Hebe musikdramatisch bearbeitet (R. Keiser, 1699, Text von C. H. Postel; J. A. Kobelius, 1729; N. Porpora, 1744; G. F. Händel, 1744; C. W. Gluck, 1747). Den Tod durch das Nessoshemd dramatisierten J. Rotrou (1632), La Tuillerie (1682), J. F. Marmontel (1761) und F. M. Klinger (»Der verbannte Göttersohn«, 1776). F. Wedekind (»Herakles«, 1917) zeigte den Kampf zwischen Gott und Mensch, während moderne Dramatisierungen, so von F. Dürrenmatt (»Herkules und der Stall des Augias«, 1954), von E. Pound (nach Sophokles, 1956) und P. Hacks (»Omphale«, 1970) das Heldenbild demontieren.
 
Literatur:
 
G. K. Galinsky: The H. theme. The adoptions of the hero in literature from Homer to the twentieth century (Oxford 1972);
 F. Brommer: H., 2 Bde. (1-51984-86);
 K. Schefold u. F. Jung: Die Urkönige Perseus, Bellerophon, H. u. Theseus in der klass. u. hellenist. Kunst (1988);
 S. Ritter: Hercules in der röm. Kunst von den Anfängen bis Augustus (1994).
 

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He|ra|kles (griech. Myth.): Halbgott u. Held.

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HERAKLES

HERAKLES: translation   One of the major divinities of the Greeks who has been associated with the Etruscan Hercle.

HERAKLES

{ʹherəkli:z} = Heracles

HERAKLES

['heːraklɛs]миф.сущ.Геракл

HERAKLES

Herakles см. Herkules

HERAKLES

• (classical mythology) a hero noted for his strength • Performed 12 immense labors to gain immortality

HERAKLES

[хераклєс]mГеракл

HERAKLES

[ʹherəkli:z] = Heracles

HERAKLES

Herakles [ʹherəkli:z] = Heracles

HERAKLES

(n) геракл

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