KOREA ZWISCHEN CHINA UND JAPAN

Korea zwischen China und Japan
 
Noch vor drei Jahrzehnten glaubten Wissenschaftler, dass die koreanische Kunst- und Kulturgeschichte erst mit der Errichtung chinesischer Kolonien auf der Halbinsel (108 v. Chr.) ihren Anfang genommen habe. In den Siebziger-Jahren fanden verschiedene Archäologen jedoch Hinweise auf eine mehrere zehntausend Jahre alte altsteinzeitliche Kultur. Von etwa 6000 bis 2000 v. Chr. reicht die jungsteinzeitliche Epoche, die nach dem besonderen Dekor ihrer Keramik »Periode der Kammkeramik« genannt wird. Das früheste und größte bisher bekannte Kunstwerk dieser Zeit, ein um 3000 v. Chr. entstandenes Gefäß, wurde 1968 in Seoul entdeckt. Diese Art der Keramik unterscheidet sich deutlich von der der chinesischen Jungsteinzeit aus dem Becken des Gelben Flusses (Hwangho); sie zeigt hingegen Ähnlichkeit mit der frühen Jōmon-Keramik in Japan. In kleinen Siedlungen aus jener Zeit fand man Steinwerkzeuge zur Holzbearbeitung und zum Fischen und Jagen. Mühlsteine und Spindeln sprechen für eine landwirtschaftliche Nutzung des Bodens.
 
Im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung trat die dekorlose Keramik an die Stelle der Kammkeramik, wohl infolge von Einwanderungswellen aus dem mandschurischen und westsibirischen Raum.Aus dieser Zeit stammen dünnwandige, vasenförmige Gefäße mit bauchigem Körper und abgerundeter Basis. Sie sind feuerrot gefärbt und poliert. Schwarz polierte Stücke weisen auf Verbindungen mit der chinesischen Liaodong-Halbinsel im Norden des Gelben Meeres und mit Regionen im südlichen Sibirien hin. Steindolche, die häufigsten Grabbeigaben, ähneln ebenfalls den Funden aus Nordostchina. Schon bald jedoch entwickelte sich ein ausgeprägt koreanischer Stil: Die als Ritualgegenstände benutzten Waffen wurden schmaler und graziöser.
 
Seit etwa 1300 v. Chr. stellten die Koreaner Bronzegerät her. Auch diesen bedeutenden Schritt wollte man ihnen noch vor dreißig Jahren absprechen. Die meisten Archäologen waren davon überzeugt, dass alle Bronzeobjekte in China entstanden und auf Handelswegen nach Korea gelangt seien. Man kannte nur ein Zentrum für frühe Bronzetechnologie in China - heute weiß man, dass es mehrere voneinander unabhängige Produktionsstätten gegeben hat. In Korea fand man als Grabbeigaben überwiegend Waffen, Spiegel und Rasseln, Jadeanhänger, Jadeketten und Gürtelschnallen in Form von Tigern und Pferden.
 
In den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung bildeten sich aus einzelnen Stammesverbänden die drei Königreiche Koguryŏ, Silla und Paekche. Das größte dieser Reiche, Koguryŏ, reichte bis weit ins heutige China hinein. Unter dem Einfluss der Han-Kolonie Lelang (koreanisch Nangnang, 108 v. Chr.-313 n. Chr.), die in der Gegend der heutigen nordkoreanischen Hauptstadt P'yŏngyang lag und sich als einzige für lange Zeit etablieren konnte, wurde in Koguryŏ die chinesische Schrift übernommen, 372 eine staatliche konfuzianische Akademie gegründet und offiziell der Buddhismus eingeführt. Die früheste datierbare koreanische buddhistische Plastik wurde 539 in Koguryŏ gegossen.
 
Bei P'yŏngyang und bei T'onggu, einer Grenzstadt am Yalu, legten japanische Archäologen Gräber aus dem 4. bis 7. Jahrhundert frei. Einige benannten sie nach den Motiven ihrer Wandgemälde: »Grab der Ringer«, »Grab der Tänzer«, »Grab der Vier Wächter«. Neben Symbolen aus der chinesischen Kosmologie entdeckte man dort die frühesten koreanischen Porträts sowie Landschaftsbilder und Genredarstellungen. Die typischen floralen Elemente, wie die Lotosblüten, und auch die Flammenornamente gehen auf buddhistische Einflüsse zurück. In einem anderen Grab geben detailfreudige Darstellungen einer Küche, eines Tretmörsers, eines Ziehbrunnens sowie von Pferden und Rindern im Stall und von Wagen Aufschluss über Sitten, Mode und den technologischen Stand jener Zeit.
 
Das Königreich Paekche im Südwesten der Halbinsel unterhielt Seeverbindungen mit Südchina und Japan. Dieser kleine koreanische Staat führte frühen Quellen zufolge 384 den Buddhismus ein und brachte die Lehre mit buddhistischen Schriften und Bildnissen 552 nach Japan. Vom frühen 5. bis ins 9. Jahrhundert kam es, bedingt durch politische Unruhen auf der Halbinsel, zu mehreren Einwanderungswellen nach Japan. Neben koreanischen Bauern, Handwerkern, Gelehrten, buddhistischen Mönchen, Beamten und Adligen kamen auch Chinesen, die sich seit Generationen in Korea niedergelassen hatten, ins japanische Yamato-Reich. So war der früheste bekannte buddhistische Bildhauer Japans, Tori, der Enkel eines chinesischen Einwanderers von der koreanischen Halbinsel. Bekannt ist seine Trias des Shakyamuni von 623, die sich im japanischen Hōryūji-Tempel bei Nara befindet. Frühe japanische Quellen berichten eingehend über die Ankunft der Fremden. Sie wirkten an vielen noch heute erhaltenen Werken der japanischen Architektur, Plastik und des Kunsthandwerks mit, wie etwa an einer zwei Meter hohen Holzskulptur des barmherzigen Bodhisattvas Avalokiteshvara aus der 1. Hälfte des 7. Jahrhunderts, der Kudara-Kannon. »Kudara« ist die japanische Bezeichnung für Paekche, »Kannon« die für den Buddha Avalokiteshvara. Als bedeutendster archäologischer Fund von Paekche gilt das ganz aus plastisch dekorierten Ziegeln errichtete Grab des Königs Munyŏng, der von 501 bis 523 regierte, und seiner Gattin. Es wurde 1971 in der Nähe von Kongju, einer der drei früheren Hauptstädte der Paekche-Dynastie, entdeckt. Unter den Grabbeigaben befanden sich Keramikschalen aus China und reicher, von Paekche-Handwerkern hergestellter Goldschmuck.
 
An der Südostspitze der koreanischen Halbinsel hatte sich der kleine Staat Kaya (42-562) lange die Unabhängigkeit von den größeren Nachbarn Silla und Paekche bewahrt. Seine historische Bedeutung war gering, doch er leistete einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung kunsthandwerklicher Technik. In Kaya wurde ein Tunnelbrennofen entwickelt, der Temperaturen bis zu 1000 Grad Celsius ermöglichte. Erstmals entstand Steingut aus einem so dichten und harten Werkstoff, dass die Gefäße flüssigkeitsundurchlässig wurden. Als das Reich Silla 562 Kaya annektierte, übernahm es auch die Brennofentechnologie und die eigenartigen figürlichen Keramiken der Kaya-Künstler.
 
Nach erfolgreichen Eroberungszügen gegen Paekche und Koguryŏ wurde die Halbinsel 668 unter Führung Sillas politisch geeint. Damit war die Basis für die Verschmelzung verschiedener ethnischer Elemente und regionaler Traditionen und für die Entwicklung einer einheitlichen koreanischen Sprache, Kunst und Kultur geschaffen. In der Nähe des heutigen Kyŏngju sind einige Hügelgräber erhalten, die auf die Alt-Silla-Zeit, als Silla nur den südöstlichen Teil der Halbinsel berherrschte, zurückgehen. Namen wie »Goldglocken-Grab« und »Goldkronen-Grab« weisen vermutlich auf die Schätze hin, die dort gefunden wurden: Ohrgehänge, Ringe, Armreifen, Gürtel und Kronen aus feingliedrigen Teilen von dünngewalztem Goldblech und Golddraht. Sie wurden vermutlich nur zu Ritualen oder anlässlich von Begräbniszeremonien benutzt und dienen als Anhaltspunkt dafür, dass Silla an alten nordasiatischen schamanistischen Bräuchen festhielt. Weder aus China noch aus Japan sind derartige Objekte bekannt, aber Forscher haben zu Beginn der achtziger Jahre Ähnlichkeiten mit Goldkronen aus den Hügelgräbern von Shibarghanin Afghanistan festgestellt. Das Bild eines »Fliegenden Pferdes« aus dem gleichnamigen Grab lässt Einflüsse der Koguryŏ-Malerei erkennen.
 
Die Hauptstadt des vereinigten Groß-Silla, Kyŏngju, die man auch »Goldene Festung« (Kŏmsŏng) nannte, wurde prachtvoll mit Tempeln und Palästen ausgebaut. 1975 wurde der »Teich der Wildgänse und Enten« entdeckt, ein Landschaftsgarten mit künstlichem Gewässer, exotischen Gewächsen und seltenen Tieren. Er entspricht weitgehend einer historischen Beschreibung des Palastgartens »Anapji«, den König Munmu 674 anlegen ließ. Über 15 000 Gegenstände fanden die Archäologen, als sie den Landschaftsgarten freilegten. Anders als die bis dahin ausschließlich aus Gräbern bekannten Funde handelt es sich hier um Gebrauchsgegenstände des höfischen Lebens, wie Keramik-, Bronze- und Lackgefäße, Buddha-Statuen, Holzkämme, Scheren oder Holzwürfel. Die Funde weisen auf weit verzweigte Handelsbeziehungen hin.
 
Silla kontrollierte die Seewege nach China und Japan und unterhielt Kolonien an der chinesischen Küste. Koreaner hatten Positionen im chinesischen Militär inne und legten chinesische Beamtenprüfungen ab. Mönche aus Silla reisten bis nach Indien. Auch Darstellungen von koreanischen Gesandten auf Wandgemälden in Samarkand und in einem Grab in der chinesischen Provinz Shaanxi zeugen von den internationalen Beziehungen des koreanischen Reiches. Die Glaskaraffen aus einem 1974 in Kyŏngju entdeckten Grab sind sogar eindeutig ostmediterranen Ursprungs.
 
Auch das früheste bekannte Druckerzeugnis der Welt, eine 630 cm lange buddhistische Sutren-Rolle, wurde in Silla hergestellt; sie entstand zwischen 706 und 751 und wurde in einer Pagode des Pulguksa, eines Tempels bei Kyŏngju entdeckt. Die buddhistische Kunst Sillas fand ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts mit dem Bau der künstlichen Grotte Sŏkkuram, unweit des Pulguksa.
 
Eine verfeinerte Kultur zeigt sich in den Keramiken der auf das Reich von Silla folgenden Koryŏ-Dynastie (918 bis 1392). Koryŏ-Seladon-Waren sind als einzige koreanische Kunstobjekte auch im Westen bewundert und gesammelt worden. Die Impulse für die neue Kunstform gingen wiederum von China aus. Nach einer Periode der Aneignung begannen die Koryŏ-Handwerker, eigene Formen zu kreieren. Ein chinesischer Reisender, der 1123 nach Korea kam, zeigte sich insbesondere von plastisch geformten Tieren beeindruckt, wie etwa einem Löwen auf dem Deckel eines Räuchergefäßes, für den er kein chinesisches Vorbild fand. Um die Mitte des 12. Jahrhunderts begann man Schalen, Vasen, Kannen und Kosmetikdöschen mit einer neuen, in Ostasien einzigartigen, Einlagetechnik zu verzieren. Wie sehr sich Koryŏ-Adlige von dieser Keramik faszinieren ließen, beweisen erhaltene Dachziegel, Überreste eines Gartenpavillons, der ganz mit Seladon-Keramik gedeckt war. Auch weißes Porzellan war bereits zur Koryŏ-Zeit bekannt. Wiederum hielten die Forscher die überlieferten Stücke lange für Handelsware aus China. Erst archäologische Untersuchungen von Brennöfen der Koryŏ-Zeit erbrachten den Beweis des koreanischen Ursprungs.
 
Koryŏ pflegte sowohl Beziehungen zum chinesischen Nachbarn, dem Nördlichen Song-Reich (960 bis 1127), als auch zum weiter nördlich in der heutigen Mandschurei gelegenen Khitan-Reich der Liao (937 bis 1125). Als 1125 die tungusischen Dschurdschen zunächst die Liao und dann 1127 die Song verdrängten und im Norden Chinas die Jin-Dynastie gründeten, nahm Koryŏ auch zu den neuen mächtigen Nachbarn diplomatische Bziehungen auf. Die Jin hatten große Teile der Palastsammlungen der Nord-Song übernommen und führten so nördliche Kunsttraditionen weiter, die ihren Einfluss auch in Korea geltend machten, während die Kunst der sich gleichzeitig im Süden Chinas etablierenden Süd-Song (1127 bis 1279) kaum Spuren auf der Halbinsel hinterließ.
 
Unter dem Eindruck der Bedrohung aus dem Norden, aber auch um buddhistische Schriften systematisch zu erfassen, entstand im Lauf des 11. Jahrhunderts die erste »Tripitaka Koreana« (»koreanischer Dreikorb«), eine Sammlung früher buddhistischer Schriften. Sie wurde jedoch durch eine Invasion der Mongolen im Jahr 1232 zerstört. Noch während des Krieges entstand auf der Insel Kanghwa, wohin der Hof vor den Eindringlingen geflohen war, eine neue Ausgabe dieser Schriften. Die mehr als 80 000 hölzernen Druckplatten werden noch heute im Tempel Haein-Sa bei Taegu aufbewahrt.
 
Kubilai Khan, der 1280 in China die Yuan-Dynastie gegründet hatte, zwang Koryŏ 1271 und 1281 zur Teilnahme an seinen Feldzügen gegen Japan und ließ auch nach dem Misserfolg dieser Feldzüge einen militärischen Stützpunkt auf koreanischem Boden bestehen. Unter seiner Herrschaft wurde Koreas Eigenständigkeit auf ein Minimum eingeschränkt. Um die Bande zwischen den Reichen zu stärken, wurden nun koreanische Könige mit mongolischen Prinzessinnen verheiratet, die Kronprinzen mussten als Geiseln am Hof von Peking leben. Der erste »Mischlingskönig« auf dem koreanischen Thron, Ch'ungsŏn-wang, Sohn einer Tochter des Kubilai Khan, regierte 1298 und 1308-13. Er scheiterte am Zwiespalt zwischen seiner chinesisch-mongolischen Erziehung und seinen Pflichten dem koreanischen Volk gegenüber. Nach der Rückkehr an den chinesischen Hof betätigte er sich als Sammler und Mäzen chinesischer Literatenmaler, wie Zhao Mengfu und Zhu Derun, und förderte so einen intensiven Kulturaustausch. Noch in der Malerei des 15. und 16. Jahrhunderts sowie in der bedeutenden Sammlung chinesischer Schriftkunst und Malerei des Prinzen Anp'yŏng (* 1418, ✝ 1453) spiegeln sich die engen kulturellen Kontakte jener Zeit. Die überlieferten Namen und Bildtitel weisen auf Yuan-zeitliche Künstler hin, die einst berühmt gewesen sein müssen, in China aber infolge neuer Stilentwicklungen in Vergessenheit gerieten.
 
Manche Kunstgattungen, wie etwa die Tuschemalerei der Koryŏ-Zeit, wurden durch feindliche Überfälle völlig ausgelöscht. Nur in japanischen Tempeln blieb buddhistische Malerei aus der Koryŏ-Zeit erhalten. Die beliebtesten Figuren sind der Buddha des Reinen Landes, Amitabha, und die Bodhisattvas Avalokiteshvara und Kshitagarbha. Ihre exquisit gemusterten Brokatgewänder zeugen, neben der Keramik, von der hohen Kunstfertigkeit und dem eleganten Geschmack der Elite jener Zeit. Die Koryŏ-Dynastie ging nicht zuletzt an der Vergnügungssucht und Dekadenz von Adel und Klerus zugrunde. Nachdem es innerhalb der Führungsschicht Meinungsverschiedenheiten über die Frage, ob man sich den Yuan oder der 1368 neu gegründeten chinesischen Ming-Dynastie gegenüber loyal erweisen sollte, zog der Koryŏ-Befehlshaber Yi Sŏonggye (* 1335, ✝ 1408) erfolgreich gegen den eigenen König und gründete 1392 die Chosŏn-Dynastie (auch Yi-Dynastie genannt), die bis 1910 bestand. Der Name Chosŏn (Land der Morgenfrische) taucht schon in hanzeitlichen Texten auf und wird heute noch von Nordkorea benutzt. Träger der koreanischen Politik und Kultur wurde nun eine sittenstrenge, konfuzianische Beamtenschaft. Anders als in China waren die Prüfungen zur Rekrutierung dieser Elite jedoch nur der Aristokratie vorbehalten. Obwohl sie selbst der chinesischen Schriftsprache verbunden waren, entwickelten die hervorragendsten Gelehrten des 15. Jahrhunderts zwischen 1443 und 1446 das koranische Alphabet. Die Gegensätze zwischen den verfeinerten, eleganten Seladon-Keramiken der Koryŏ-Zeit und der kraftvoll-robusten, beinahe monumentalen Keramik der frühen Chosŏn-Dynastie spiegeln am deutlichsten den Umbruch zwischen der Koryŏ- und der Chosŏn-Kultur.
 
Dennoch besitzt die Keramik der Chosŏn-Zeit eine besondere Anziehungskraft, denn sie trachtet, ganz im Sinne der neuen Herrscher, nach einfacher, ursprünglicher Form und zeigt sich unprätentiös, kraftvoll und spontan. So unterschiedlich die Ausstrahlung auch sein mag, die Herstellungstechnik entwickelte sich direkt aus dem im Koryŏ-Reich entwickelten Verfahren für Seladon-Keramik. Frühe P'unch'ŏng-Ware (häufig mit »Puderblau«, genauer aber mit »bedecktes Seladon-Blau« übersetzt) besitzt ein feines geprägtes, mit weißem Schlicker gefülltes Muster und eine olivfarbene Glasur. Immer mehr ging man jedoch dazu über, den dickwandigen, grobkörnigen Scherben mit weißem Schlicker zu bedecken. Die Glasur besteht aber auch hier noch aus nahezu farblosem Seladon. Japanische Teemeister des Zen-Buddhismus waren die ersten Bewunderer dieser zum täglichen Gebrauch bestimmten Keramik und benutzen sie bevorzugt für ihre Teezeremonie, denn Ursprünglichkeit und Einfachheit waren auch das Anliegen des Zen.
 
Die Japaner waren aber auch für das Ende der P'unch'ŏng-Keramik verantwortlich. In zwei Feldzügen gegen Ende des 16. Jahrhunderts wurde Korea so zerstört, dass mit Ausnahme der Keramik kaum noch Kunstschätze aus der Koryŏ- und der frühen Yi-Zeit erhalten blieben. Über dreihundert Brennöfen wurden vernichtet und die Handwerker nach Japan verschleppt, wo sie der dortigen keramischen Kunst zur Blüte verhalfen.
 
Weißes Porzellan war auch in der frühen Yi-Zeit weiter produziert worden und dominierte von nun an auf der Halbinsel. Anders als die rustikale P'unch'ŏng-Ware war es in erster Linie für den höfischen Gebrauch und für konfuzianische Zeremonien bestimmt. Unter dem Einfluss der chinesischen Ming-Dynastie (1368 bis 1644) kam schließlich bemaltes Blau-weiß-Porzellan in Mode.
 
Das Bemalen von Porzellan war eine der Aufgaben der höfischen Malereiakademie (»tohwasŏ«). Offiziell dem Ritenministerium unterstellt, das für die höfischen Zeremonien, die außenpolitischen Beziehungen, die staatlichen Schulen und Staatsexamina zuständig war, beschäftigte sie fündundzwanzig Hofmaler, fünfzehn Studenten, sowie Handwerker und Sklaven. Den König und seine höchsten Beamten zu porträtieren, war wohl die wichtigste Aufgabe der Hofmaler, denn Porträtmaler wurden häufig mit Ehrenrängen belohnt. Hinzu kamen die Dekoration der Paläste und Tempel sowie die Dokumentation höfischer Ereignisse. Da höfische Aufträge meist unsigniert blieben, sind uns die wenigsten Hofmaler aufgrund ihrer eigentlichen Aufgaben bekannt. Sie signierten hingegen ihre dem Geschmack der Literaten und Gelehrten-Beamten entsprechende Tuschemalerei und leisteten einen bedeutenden Beitrag zu deren Entwicklung. Zur Akademie gehörte auch der bekannteste Hofmaler des 15. Jahrhunderts An Kyŏn, der 1447 die »Traumeise ins Pfirsichblütenland« schuf. Gelehrten- wie Akademiemaler trugen An Kyŏns Stil weiter bis ins frühe 17. Jahrhundert.
 
Im frühen 16. Jahrhundert gelangte der Stil der Zhe-Schule, benannt nach der Heimat Zhejiang des Malers Dai Jin (* 1388, ✝ 1462), nach Korea und wurde durch Kim Che (* 1524, ✝ 1593) und Yi Kyŏongyun (* 1545, ✝ 1611) koreanisiert. Die beiden Literaten-Maler verbanden ihn mit einheimischen Traditionen und passten so den ursprünglich höfischen Stil an den Geschmack der koreanischen Gelehrten an. Um 1600 wurde die Süd-Schul-Malerei (»namjonghwa«) aus China eingeführt. Durch die Theorien des chinesischen Gelehrten-Beamten, Malers und Kalligraphen Dong Qichang (* 1555, ✝ 1636) wurde sie zum orthodoxen Stil der Literaten-Malerei in ganz Ostasien. Alle drei Traditionen, die An-Kyŏn-Schule, die Zhe-Schule und die Süd-Schule wurden im 16. und 17. Jahrhundert nebeneinander, oft auch vom gleichen Maler, gepflegt. Mitunter wurden auch Elemente verschiedener Traditionen vermischt, jedoch verbindet sie meist eine für die koreanische Malerei typische kraftvolle Pinselführung. Der bedeutendste Maler im 17. Jahrhundert war Kim Myŏngguk (* 1660, ✝ nach 1662). Neben Landschaften im Zhe-Schul--Stil widmete er sich vor allem Zen-buddhistischen Themen, wie etwa in seinem berühmten Bildnis des »Bodhidharma«.
 
Zusammen mit der Süd-Schul-Malerei setzte im 17. Jahrhundert ein besonderes Interesse an der einheimischen Landschaft und am Leben des eigenen Volkes ein. Als größter Meister der koreanischen Landschaftsmalerei gilt Chŏng Sŏn (* 1676, ✝ 1759). Seine Bilder aus dem nordkoreanischen Diamantgebirge und aus der Umgebung von Seoul geben auch ohne Kenntnis der Perspektivenlehre ein so genaues Abbild der Landschaft, dass sich ein Reisender mühelos darin zurechtfände. Ein Freund Chŏng Sŏns, der Gelehrte Cho Yongsŏk (* 1675, ✝ 1728) schuf die frühesten Genrebilder. Zur Blüte gelangte die koreanische Genremalerei aber erst im späten 18. Jahrhundert mit den Werken der Hofmaler Kim Hongdo (* 1745, ✝ vor 1818) und Sin Yunbŏk (* 1758). Auch im 18. Jahrhundert arbeiteten Literaten- und Hofmaler Hand in Hand. Der Gelehrten-Beamte Kang Sehwang (* 1713, ✝ 1791) nahm dabei eine zentrale Rolle ein - nicht nur aufgrund seiner Landschaftsmalerei, sondern auch wegen der zahlreichen Würdigungen, die er auf die Bilder seiner Zeitgenossen schrieb. Koreanische Maler traten auch im 18. Jahrhundert mit ihren japanischen Kollegen in Kontakt. So schrieb der wohl berühmteste Meister der japanischen Literatenmalerei Ike Taiga (* 1723, ✝ 1776) einen Brief an den 1764 mit einer Gesandtschaft in Japan weilenden Kim Yusŏng und bat ihn um Unterweisung im Süd-Schul-Stil. Ein anderer hervorragender Meister der Landschaftsmalerei, Ch'oe Puk, besuchte Japan 1748. Als Maler, Kunstsammler und als bedeutendster koreanischer Kalligraph war Kim Chŏnghŭi (* 1768, ✝ 1857) zweifellos die wichtigste Künstlerpersönlichkeit des 19. Jahrhunderts. Vorwiegend aus dem 19. Jahrhundert sind auch Werke der »Volksmalerei« (»minhwa«) überliefert. Sie umfassen ein weites Spektrum an Motiven, Formaten und Stilen, vom »naiv« gemalten Glückwunschbild mit Blüten oder Fischen über volksbuddhistische und schamanistische Themen bis zur distinguierten Darstellung des Kabinettschrankes eines Literaten. Ein großer Teil der farbenfrohen und repräsentativen Bilder ist der anonymen Hofmalerei zuzuordnen, wie etwa die »Sonne-und-Mond«-Stellschirme, die hinter dem Königsthron aufgestellt wurden.
 
Dr. Burglind Jungmann

Смотреть больше слов в «Universal-Lexicon»

KOREABUCHT →← KOREA BIS 668 N. CHR.: STAATENBILDUNG IM LAND DER MORGENSTILLE

T: 163