Lahore
[englisch lə'hɔː], Hauptstadt der Provinz Punjab in Pakistan, am linken Ufer des Ravi im Pandschab, nahe der Grenze zu Indien, mit 5,06 Mio. Einwohnern zweitgrößte Stadt Pakistans; katholischer Bischofssitz; Universität (gegründet 1882), TU (gegründet 1961), Verwaltungshochschule, Forschungsinstitute (u. a. Forschungszentrum für Kernbrennstoffe), Bibliotheken, Lahore-Museum (mit Miniaturensammlung) u. a. Museen. Wichtigster Industriezweig ist die Textilindustrie, ferner Leder-, chemische, Gummi-, Stahl-, Metall verarbeitende und Nahrungsmittelindustrie; Gold- und Silberschmiedehandwerk; Verkehrsknotenpunkt, internationaler Flughafen.
Stadtbild:
Lahore ist eine alte muslimische Kulturmetropole, großzügig angelegt, mit von Stadtmauer umgebener Altstadt. Südlich liegt das unter Akbar begonnene Fort (UNESCO-Weltkulturerbe) mit Audienzsälen, Gärten, Palastgebäuden und einer Moschee. Dem Alamgiritor (1673) des Forts gegenüber liegt die unter Aurangseb 1673/74 erbaute Moschee Badshahi, eine der größten Moscheen des Landes.Die 1634 aus Ziegeln errichtete und mit Mosaiken aus farbig glasierten Kacheln verzierte Moschee des Statthalters Khan Wasir verrät persischen Einfluss. Gleichzeitig entstanden die Shalimar-Gärten (UNESCO-Weltkulturerbe) mit Wasserläufen, Springbrunnen und Pavillons. Die Grabstätte des Sikhherrschers Ranjit Singh (Ranjit Singh-Samadhi) wurde 1848 errichtet. Die Universität und das Lahoremuseum (1894) sind markante Gebäude aus britischer Zeit. Der 59 m hohe Turm Minar-e Pakistan wurde an dem Ort errichtet, wo die Muslimliga 1940 den Beschluss fasste, einen selbstständigen Staat zu gründen. Am Rande der Stadt liegen mehrere Mogulmausoleen, u. a. das kuppellose Grabmal des Jahangir (1637 vollendet) mit vier Minaretten. Das Fort und die Shalimar-Gärten wurden 2000 als besonders gefährdete Stätten ihn die »Rote Liste des Welterbes« aufgenommen.
Geschichte:
Lahore, dessen Name nach hinduistischer Tradition auf Loh (oder Lava) zurückgeht, den Sohn Ramas, des legendären Helden des Kunstepos »Ramayana«, wurde wohl Ende des 1./Anfang des 2. Jahrhunderts gegründet. Im 11. Jahrhundert in Birunis Beschreibung Indiens erwähnt, gelangte Lahore im selben Jahrhundert unter die Herrschaft der Ghasnawiden, 1186 eroberten es die Ghoriden; beide Dynastien residierten jeweils in der Stadt. Seine Blütezeit erlebte Lahore - wieder zeitweise Residenz - im Mogulreich, v. a. unter Jahangir (mit seiner Gemahlin Nur Jahan in Lahore begraben) und Shah Jahan. Unter Ranjit Singh (1799-1839) war Lahore Hauptstadt des Sikhreiches, 1849-1947 stand es unter britischer Herrschaft.
Literatur:
S. M. Latif: L. Its history, architectural remains and antiquities (Lahore 1892, Nachdr. Bonn 1995);
L. The city within, hg. v. S. Quareshi (Singapur 1988).