Nạg Hammadi,
Stadt in Oberägypten, am linken Nilufer (Eisenbahnbrücke) 170 km südlich von Assiut, 23 400 Einwohner; Marktzentrum, Zuckerraffinerie, Aluminiumhütte; Bewässerungsstaudamm (1928-30 erbaut).
1945/46 wurden bei Nag Hammadi 13 Papyruscodices in koptischer Sprache gefunden, die eine gnostische Bibliothek darstellen.Die Codices enthalten 51 vorher größtenteils unbekannte Schriften in überwiegend gutem Erhaltungszustand, die sich heute (außer dem Codex Jung) im Koptischen Museum in Kairo befinden. Sie beinhalten u. a. Evangelien der Apostel Thomas und Philippus, das »Evangelium der Wahrheit« sowie mehrere Fassungen des »Apokryphon des Johannes« und eine Reihe von Apokalypsen. In den gefundenen Codices wurde erstmals eine Fülle gnostischer Originaltexte zugänglich. Dadurch setzte eine starke Intensivierung der Gnosisforschung ein, die bis heute anhält. Besondere Impulse gingen auch auf die Erforschung der spätantiken hermetischen Literatur und des Verhältnisses von Judentum und Christentum zur Gnosis aus.
Ausgaben: The facsimile edition of the Nag Hammadi codices, herausgegeben von J. M. Robinson, 15 Bände (1972-79); Die Nag-Hammadi-Texte, herausgegeben von K. Dietzfelbinger, auf mehrere Bände berechnet (1988 ff.).
Literatur:
D. M. Scholer: N. H. bibliography, 2 Bde. (Leiden 1971-97);
A. Böhlig u. C. Markschies: Gnosis u. Manichäismus. Forschungen u. Studien zu Texten von Valentin u. Mani sowie zu den Bibliotheken von N. H. (1994);
E. H. Pagels: Versuchung durch Erkenntnis. Die gnost. Evangelien (a. d. Amerikan., Neuausg. 41995).